Alles für die Katz'

Inside LASSie

Wenn man im Bonton Resort eincheckt – und aus touristischer Sicht kann ich das nur empfehlen -, ist man also nicht nur in einem der schönsten Resorts in Südostasien angekommen, sondern gleichermassen im Wirkungs- und Lebenskreis von LASSie. Die Besitzerin des Bonton und Begründerin von LASSie ist die Australierin Narelle McMurtrie, die es auf einzigartige Weise geschafft hat, drei Leidenschaften sinnvoll zu vereinen: Ihre Liebe zu Tieren und die zu alten asiatischen Häusern sowie die Freude an exzellenter, einzigartiger Hotellerie.


Ich gebe es gerne unumwunden zu: Meine Begeisterung für das LASSie (Langkawi Animal Shelter and Sanctuary) hat seinen Ursprung bei etwas, was mit der Stiftung vordergründig nicht viel zu tun hat – das Bonton Resort. Im Jahre 2006 waren wir auf einer Reise quer durch Malaysia und Thailand. Die Insel Langkawi bot sich als Grenzpunkt geradezu an, da von hier aus eine direkte Weiterreise nach Thailand möglich war, ohne einen Umweg über Kuala Lumpur oder die  malayische Halbinsel machen zu müssen.1

Der Aufenthalt auf Langkawi sollte etwas Besonderes werden, weshalb wir uns für das Bonton Resort entschieden. Und unsere Erwartungen wurden – in vielerlei Hinsicht – bei weitem übertroffen. In einem alten, original malayischen Stelzenhaus mit geflochtenem Dach und Freiluft-Dusche inmitten einer herrlich grünen Anlage zu wohnen, war für uns der Inbegriff des Paradieses. Weniger paradiesisch war hingegen das Wetter: Es goss fast zwei Tage lang ununterbrochen wie aus Kübeln. Immerhin gab uns das genügend Zeit, die Anlage zu würdigen – und auch das, was dazugehörte. Denn was wir zu Beginn nicht wussten, war, dass da noch ein paar andere Kreaturen im Bonton zu Hause waren: Katzen und Hunde – die «furry friends», wie sie hier liebevoll genannt werden.

Nach und nach machten uns diese ihre Aufwartung, während wir auf unserer Terrasse das süsse Nichtstun genossen. Als Katzenvater und –liebhaber war ich natürlich hocherfreut über die (meist) vierbeinigen, teils verschrobenen Besucher, die sich bei uns sehr wohl zu fühlen schienen. Tagsüber liessen wir den einen oder anderen pelzigen Freund auch in unserem Haus schlafen. In der Nacht machten es sich ein paar der Vierbeiner auf unserer Veranda gemütlich, um uns am Morgen rechtzeitig mit Katzengetöse zu wecken und um Einlass zu bitten.

In guter Gesellschaft

Obwohl ich von meinem Mitbewohner Gomez (mein Kater) doch einiges gewohnt war, hatte ich im Bonton Resort ein paar der eindrücklichsten Begegnungen mit seinesgleichen. Da war etwa Gerry2, mit seinem geknickten Vorderbein, den wir am Ende unseres Aufenthalts von unserem Dach herunterholen mussten, weil er dort während eines Kampfs mit einer anderen Katze hin geflüchtet war. Oder Aurora, diese zierliche Katzendame, die so schwarz war wie die dunkle Nacht und eines Abends wie aus dem Nichts erscheinend neben mir sass. Einen kurzen, eindringlichen Blick aus ihren gelbgrünen Augen später sprang sie selbstbewusst auf meinen Schoss und rührte sich stundenlang nicht mehr. Als ich das Bonton im Sommer 2008 wieder kurz besuchte, um mir die Tierklinik genauer anzusehen, hatte ich in der Nacht Gesellschaft von zwei kleinen Kerlchen, nennen wir sie Max und Moritz. Während der eine die ganze Nacht friedlich und regungslos neben mir schlief – natürlich so nah bei mir wie nur möglich, Katzenfreunde werden das kennen –, tanzte der andere die ganze Nacht auf mir herum, plauderte munter (ja, Katzen können plaudern) und zwickte seinen Freund hin und wieder ins Hinterteil. Ein richtiger kleiner Lausbub.

Wenn man im Bonton Resort eincheckt – und aus touristischer Sicht kann ich das nur empfehlen -, ist man also nicht nur in einem der schönsten Resorts in Südostasien angekommen, sondern gleichermassen im Wirkungs- und Lebenskreis von LASSie. Die Besitzerin des Bonton und Begründerin von LASSie ist die Australierin Narelle McMurtrie, die es auf einzigartige Weise geschafft hat, drei Leidenschaften sinnvoll zu vereinen: Ihre Liebe zu Tieren und die zu alten asiatischen Häusern sowie die Freude an exzellenter, einzigartiger Hotellerie. Die alten Häuser kauft sie im ganzen Land zusammen, baut sie im Bonton Resort wieder auf und restauriert sie anschliessend sorgfältig. Mit den Einnahmen aus dem Resort wiederum wird die Tierklinik und das Tierheim finanziert – zumindest teilweise. Den Rest versucht sie mit Spenden zu decken, die aber bei weitem nicht so endlos und sicher sind wie der Zustrom an Tieren in der Klinik.

«Alles für die Katz»

Die friedliche Atmosphäre im Resort passt denn auch ganz und gar nicht zur Realität in der Tierklinik. Der junge Malaye Tim, seit 2006 als Veterinär bei LASSie tätig, schwankt bei seinen Ausführungen hin und her zwischen ungebrochenem Eifer und Resignation. «Was du den Menschen da draussen erzählen solltest, ist, dass wir unser Katzenheim nach wie vor nicht absichern oder bewachen können. Herumstreunende Hunde verletzen oder töten die Katzen, die ich gerade erst gepflegt und versorgt habe. Das ist Irrsinn!» Warum es denn überhaupt so viele Katzen auf der Insel habe, will ich wissen. «Malayen lieben Tiere und insbesondere Katzen über alles – nur drum kümmern wollen sie sich nicht unbedingt. Wenn sie dann ein Tier irgendwo aufgreifen, bringen sie es entweder zu einem Restaurant oder zu uns.»

Zu einem Restaurant? Mein Entsetzen war Tim nicht entgangen, weshalb er ergänzt: «Die Menschen denken, dass die Katzen dort gut aufgehoben sind, weil es da wenigstens ab und zu etwas zu fressen gibt.» Früher oder später landen aber auch diese Tiere bei Tim – denn auch die Restaurantbesitzer können es sich nicht einfach leisten, täglich ein paar hungrige, miauende Mäuler zu stopfen.

Die Hauptarbeit von Tim und den Volontären, die manchmal für ein paar Wochen in der Tierklinik aushelfen, liegt freilich in der Sterilisation von Katzen.3 Ungefähr einmal im Monat fährt das Bonton/LASSie-Team ausserdem herum, um selber herumstreunende und verwahrloste Katzen einzusammeln. Daneben bringen die Inselbewohner immer wieder «Strassenopfer» vorbei, die hier verarztet oder operiert werden. Da kein Tier getötet oder eingeschläfert wird, wenn es nicht sein muss, viele Tiere aber nicht (mehr) vermittelbar sind, landen sie schliesslich im LASSie-Tierheim oder im Bonton Resort. Zumindest für tierliebende Besucher ist das aber mit Sicherheit eine Bereicherung ihres Urlaubs.

1Für Reisefreaks: Ab Khua (Hauptstadt der Insel) mit der Fähre nach Satun, von dort mit einem Taxi nach Hat Yai und per Flugzeug weiter nach Bangkok.

2Es wäre etwas umständlich geworden, bei den rund 30 Katzen jedesmal jemanden vom Personal aufzusuchen, nur um nachfragen zu können, wie der und der heisst. Also haben wir ihnen kurzerhand eigene Namen verpasst.

3Katzen vermehren sich rasch und unkontrolliert, wenn man sie nur lässt. Das führt mitunter selbst in einem Land wie der Schweiz zu Problemen. Auch hierzulande werden pro Jahr Hunderte streunende Katzen eingesammelt und kastriert.

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